Schwarz und Weiß

Jetzt hatte ich also in meinem neuen Stall meine Paddockbox bezogen und mich auch recht schnell eingelebt. Am Anfang haben sie schon ein wenig merkwürdig geschaut, die Menschen, als sie ein so großes "buntes" Warmblut gesehen haben. Sabrina musste einige Fragen und Bemerkungen über sich ergehen lassen, nur die wenigsten waren wirklich originell. Das fing an bei "Ich dachte die gibts nur in klein, in so groß habe ich die noch gar nie gesehen" über "wo ist denn dein Lendenschurz?

Dein Indianerpferd hast du ja schon" bis hin zu "Sind Schecken nicht in der Regel aggressiver?". Aber Sabrina nahm das ehrlich gesagt ziemlich gelassen hin. "Die werden sich schon noch an uns gewöhnen" sagt sie mir immer wieder. Und tatsächlich gewöhnten sich alle relativ schnell an uns. Klar, ich bin ja auch total charmant und lustig, mich muss man einfach mögen.

 

Auch in meinem neuen Stall habe ich so einiges erlebt.

Bauchschmerzen hatte ich immer mal wieder, und mit der Zeit wieherte ich dem Spritzenmann schon zu, das fand Sabrina natürlich nicht so toll. Aber sie war ja schon auch immer froh, wenn der Mann mit der Spritze kam. Das hat schon an ihren Nerven gezehrt, dass ich immer mal wieder Bauchschmerzen hatte. Aber ich konnts halt nicht ändern in dem Moment.

Na ja, die erste Zeit verlief eigentlich relativ ruhig. Jetzt wo wir eine große Reithalle hatten, ging Sabrina oft mit mir dorthin zum Reiten. Das funktionierte auch ganz gut, Sabrina nahm einmal die Woche Unterricht und ich bekam auch beigebracht, wie das so ist mit dem Dressurreiten.

 

Und dann hatte ich im Januar ganz plötzlich ganz große Schmerzen am Vorderbein. Ich konnte gar nicht mehr richtig auftreten. Aua, tat das weh!

Unser Spritzenmann war nicht zu erreichen, also rief Sabrina einen anderen an. Der kam dann auch sehr schnell. Er hat sich angeschaut wie ich laufe und gemeint, es wäre wohl besser, wenn Sabrina mich zu ihm in die Klinik bringen würde, da könnte er gleich abspritzen und Röntgenaufnahmen machen. Es könne sich eigentlich nur um eine Gelenksentzündung oder im ungünstigeren Fall um eine Hufrollenentzündung handeln.

Das war für Sabrina mal wieder das Stichwort, um die Gesichtsfarbe zu wechseln. Mittlerweile konnte sie das ja fast bis zur Perfektion.

Sabrina kümmerte sich darum, jemanden zu finden, der uns in die Klinik bringen konnte. Drei Tage später also fuhren wir zu unserem Termin in die Klinik. Dort bekam ich erst einmal eine Box. Die Untersuchung wurde auf den nächsten Tag verschoben, weil der Tierarzt im OP stand und überhaupt keine Zeit für uns hatte. Also stand Sabrina noch eine Weile in der Box, aber dann musste sie auch gehen. Allerdings nicht, ohne alle Helferinnen in der Klinik darauf hinzuweisen, dass ich meine Bewegung brauche weil ich Koliker bin. Das hatte den Vorteil, dass ich ein paarmal am Tag eine der Tierarztarzthelferinnen spazieren führen durfte. Ehrlich, die sind manchmal ganz schön störrig und wollen einfach in die andere Richtung laufen.

Am nächsten Morgen wurden dann die ersten Untersuchungen durchgeführt. Die Röntgenbilder waren wohl ok, weil nachdem sie die Bilder gemacht hatten, rückten sie mit Spritzen an. Aber auch da fanden sie scheinbar nichts und so musste ich am nächsten Tag nochmal ein paar Spritzen über mich ergehen lassen. Aber dann, bei der letzten Spritze, da tats dann plötzlich gar nicht mehr weh. Der Schmerz war wie weggeblasen. Der Spritzenmann wusste deswegen wohl dann auch, dass es eine Entzündung im Hufgelenk sein musste und hinten im Kniegelenk.

Dann bekam ich noch Spritzen direkt in die Gelenke und musste noch zwei Tage in der Klinik bleiben, bis Sabrina mich holen konnte. Was hat die sich gefreut, als sie mich wieder mit heim nehmen durfte. Die hat kleine Tränchen in den Augen gehabt. Ich habs genau gesehen!!

Aber mit Reiten war natürlich erst einmal nichts drin. Wir hatten einen Plan mitbekommen, wie wir die Belastung langsam steigern mussten. Die erste Woche durfte ich gar nichts machen. Und danach jede Woche immer 5 Minuten länger an der Hand laufen gehen.

Ihr könnt euch vorstellen, dass ich das richtig ätzend und langweilig fand mit der Zeit. Ich habe mir deshalb beim Führen öfter mal ein Späßchen erlaubt. Sabrina fand das nicht sooo lustig. Sie führte mich nur noch mit Reithelm, weil ich ein paarmal rumgesprungen und rumgestiegen bin. Ehrlich, was glaubt denn Sabrina. Ich hätte sie doch nicht einfach umgehauen.

Fast 12 Wochen haben wir das gemacht, und dann hat sich Sabrina langsam wieder draufgesetzt - natürlich auch nur im Schritt. Dachte sie zumindest. Also Sabrina wollte und sollte wohl nur Schritt gehen, aber ich sah das etwas anders. Nur Schritt gehen im Kreis, das ist doch voll öde. Das könnt ihr doch verstehen oder? Da mir das zwischendrin einfach zu langweilig war, dachte ich, es muss einfach mal etwas Action her in der Bude. Ich habe dann kurzzeitig immer mal wieder den Turbo eingeschaltet. Ich muss zugeben Sabrina ist 'ne ganze Zeitlang auch wirklich ordentlich draufgesessen. Aber dann wurds mir irgendwie zu doof und ich hab nicht nur ordentlich Tempo gemacht, sondern bin auch gleich dabei ein bisschen durch die Luft gesprungen. Tja, das hat Sabrina dann nicht mehr gesessen. Da hats dann einen ziemlichen Schlag gelassen und dann war Stille in der Halle. Ich bin total erschrocken. Hallo, sie kann doch nicht einfach so nen Krach machen. Ich bin dann erst mal stehengeblieben und neben mir krabbelte Sabrina auf dem Hallenboden neben der Bande rum. Ihr Helm hatte zum ersten Mal nähere Bekanntschaft mit der Reithallenbande gemacht. Der Helm war natürlich hin. Da tat sie mir auch schon wieder leid.

Sie rappelte sich hoch, atmete tief durch und war etwas grün im Gesicht. Aber ich muss schon sagen, hart im Nehmen ist sie schon in solchen Sachen meine kleine Menschin. Schwankte die doch tatsächlich mit wackeligen Beinen und den Zügeln in der Hand zum Treppchen von dem aus sie immer aufsteigt, warf mir die Zügel übern Hals und saß nochmal auf. Aber so richtig gut gings ihr nicht, das hab ich gemerkt. als die Leute ihr gesagt haben, sie solle doch jetzt endlich absteigen, hat sie nur gemeint: "Nein, heute dürfen wir zum ersten mal 45 Minuten Schritt gehen. Bleiben also noch 15 Minuten. Nach 15 Minuten stieg sie dann auch ab, schwankte mit mir zur Tür und machte mich in meiner Box fertig. Dazwischen machte sie immer kleine Pausen und setzte sich auf den Boden um durchzuatmen.

Die nächsten zwei Tage wurde ich wieder nur geführt - Sabrina hatte eine Gehirnerschütterung und durfte sich nicht anstrengen. Bis wir wieder richtig arbeiten durften Ende März/Anfang April, hatte ich schon noch ein paar tolle Stunts für Sabrina auf Lager, aber die hat sie alle ganz gut überstanden. Meistens waren ja eh nicht soviele Leute in der Halle, weil wenn wir in die Halle kamen, gingen alle anderen recht schnell raus. Komisch?! Na ja, ich war nicht böse, wenn ich die ganze Halle für mich hatte.

Anfang April fingen wir dann langsam an wieder richtig zu arbeiten, es war nicht mehr lang hin bis zur Koppelsaison und langsam war der Reitplatz auch wieder bereitbar. Trotzdem hat sich Sabrina erst einmal nicht getraut auf dem Platz zu reiten, weil sie sich wohl nicht sicher war was ich so anstelle da unten. Aber davon kann ich euch ja dann das nächste Mal erzählen.

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