Weniger ist manchmal mehr – Slow Fashion

Gerade in der Modebranche ist praktisch alles auf Kurzlebigkeit ausgelegt. Wir werden überrannt von neuen Trends und Styles und bekommen in jedem Laden die absoluten Must-Haves der Saison angeboten. Und ein schickes neues Teil zu ergattern und dann auch mit Stolz zu tragen, macht ja auch Laune. Irgendwann quillt dann auch der größte Kleiderschrank über.

 Aus Rücksicht auf Mutter Erde sollten wir aber gerade den Klamottenkonsum etwas einschränken. Da gibt es durchaus Möglichkeiten und momentan entsteht eine neue Bewegung, ja fast eine kleine Revolution – das Ganze nennt sich Slow Fashion.

 

Was genau ist eigentlich Slow Fashion?

Slow Fashion hat den Anspruch in einer Form wiederverwertet zu werden, Stichwort Second Hand, und oftmals auch ökologisch und fair zu sein. Es versteht sich als Entschleunigung dieser rasant wechselnden Modetrends.

 

Zwischen 6 und 10 Kollektionen bringen große Modeketten jährlich heraus. Die Kosten hierfür tragen meist die produzierenden Länder wie Bangladesh und Malaysia. Die teilweise katastrophalen Folgen sind vielen von uns noch in Erinnerung durch die Bilder der eingestürzten Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh. Zur Erinnerung an die Menschen, die in diesen Ländern an den Nähmaschinen dafür sorgen, dass wir hier immer up-to-date sind, hat die Slow-Fashion-Bewegung den Fashion Revolution Day ins Leben gerufen. Jeden 24. April, dem Datum des Einsturzes der Textilfabrik finden Veranstaltungen statt, um uns klarwerden zu lassen, zu welchen Bedingungen unsere Kleiderberge produziert werden.

 

Aber eigentlich wissen die meisten von uns ja auch schon Bescheid. Das ist das eigentlich Schlimme. Greenpeace hat kürzlich eine Studie herausgebracht, in der belegt wird, dass Jugendliche zwar über den Chemikalieneinsatz und die ausbeuterischen Produktionsbedingungen in der Textilindustrie Bescheid wissen, ihren Konsum aber trotzdem kaum verändern. Lediglich 10% der jugendlichen Käufer achten beim Kauf auf Textilsiegel und Herstellungsbedingungen.

 

Was kann ich tun?

Ideen zu nachhaltigem Umgang mit Mode

Slow Fashion meint nicht zwangsläufig Verzicht. Wir sollen ja den Spaß an der Mode nicht verlieren! Nachhaltige Kleidung ist mittlerweile ja auch weit entfernt davon auszusehen wie eine Mönchskutte aus Jute.

Abgesehen davon macht es doch viel mehr Spaß in Second-Hand-Läden und auf Flohmärkten nach tollen Einzelstücken zu kramen. Solche Stücke sind oft einzigartig.

 

Kleidertauschparties: Jeder von uns hat mit Sicherheit Teile in seinem Schrank, die er nicht mehr tragen möchte. Auf einer Kleiderparty kann man seine aussortierten Fehlkäufe oder Schrankleichen gegen das heiß ersehnte, bunt bedruckte Oberteil tauschen. Eure Teile bekommen eine zweite Chance, ihr kein schlechtes Gewissen und Spaß macht das Ganze auch noch!

 

Die Kleiderei: eine geniale Idee hatten 2009 Thekla Wilkening und Pola Fendel aus Hamburg. Ähnlich einer Bücherei kann man dort gegen eine monatliche Mitgliedsgebühr Kleidung einfach ausleihen und vier Wochen später wieder zurückgeben. Nach Läden in Hamburg und Köln gibt es die Kleiderei jetzt auch online.

 

Kleiderkreisel: Hier können wir mit unseren alten Klamotten vielleicht sogar noch ein wenig Geld verdienen. Was wir nicht mehr möchten können wir im Kleiderkreisel zum Tausch oder Verkauf oder eben zum Verschenken anbieten.

 

www.maedchenflohmarkt.de: Die Plattform bietet hochwertige Second-Hand-Designermode an. Auf Mädchenflohmarkt wird man Mitglied und kann dort dann auch seine Kleidung entsprechend anbieten. In einigen Städten, wie z. B. Stuttgart gibt es auch bereits Boutiquen, die Second-Hand-Designerteile und Vintage-Mode verkaufen.

 

Second-Hand-Läden: Jeder von euch hat mit Sicherheit in seiner näheren Umgebung einen Second-Hand-Laden. Einfach mal reingehen, informieren, was sie suchen und ob man seine Kleidung dort vielleicht in Kommission geben kann.

 

Mädchenflohmärkte: Ja, es gibt sie auch in echt! Im Netz und auf Facebook finden sich Termine zu Ladies- und Mädchenflohmärkten in verschiedenen Städten. Sicherlich gibt es die auch irgendwo in deiner Nähe. Hier kannst du entweder selber einen Stand mieten, oder gebrauchte Mode kaufen. Die folgenden Veranstalter bieten solche Mädchen-Events an: Ladies Flohmarkt, Weiberkram, Kackis Mädelsflohmärkte, Vinokilo.

Mein Tipp: Macht doch einfach zu mehreren einen Stand. Da macht das Ganze gleich mehr Spaß!

 

Kleiderspenden: Ich gebe gern auch Klamotten, die ich nicht mehr trage an eine Beschäftigungsinitiative oder den örtlichen Kinderschutzbundladen kostenlos ab. Dort können dann Menschen für wenig Geld noch gut erhaltene Second-Hand-Kleidung erwerben.

 

Fazit: Fashion darf natürlich Spaß machen, aber ein Umdenken von uns allen ist erforderlich. Wenn wir alle unser Verhalten kritisch hinterfragen und ändern, können wir unseren kleinen, bescheidenen Beitrag leisten.

 

Auszüge des Artikels sind zuerst erschienen im Nouveaux Magazine

 

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