Tussi on Radtour in der Westtoskana und auf Elba

Casale, Bar Zero
Casale, Bar Zero

Liebe Leute es ist wieder einmal soweit. Ich bin mal wieder auf Radtour. Diesmal geht es durch die westliche Toskana und nach Elba. Das Ganze hat sogar einen Sinn. Mein Freund wird diese Route als Radtour für den ADFC anbieten. Und wir sind jetzt unterwegs und testen die Strecke, Hotels, Restaurants, Bars und das Meer. Natürlich schaue ich auch immer wo wir Damen uns ansonsten noch so vergnügen können – dafür ist Italien ja ein heißes und bekanntes Pflaster!!

 

1.Tag:

Endlich nach langer Anfahrt, kommen wir gegen ein Uhr mittags in Cecina an. Wir fahren durch den recht schmucklosen Ort Richtung Meer, wo sich zu Beginn der Strandpromenade unser Hotel Tornese direkt am Meer ankündigt. Ich bin begeistert: Ein Hotel eingerahmt von zwei Bars und zwei Eisdielen am Beginn der Strandpromenade direkt am Meer, schöner kann die Recherche ja nicht beginnen. Wir laden also schnell aus, bringen unser Gepäck auf das Zimmer und schauen uns selbiges an. Hier bestätigt sich, was wir schon beim Betreten des Hotels schon vermutet hatten. Schöne, saubere Zimmer – wenn auch nur mit Blick auf die Eisdiele. Aber so weiß man immerhin immer, ab wann morgens das Eis aus eigener Herstellung bereitsteht

Casale, Italien, Toskana
ockerfarbenes Casale

 

Sofort nach Bezug der Zimmer gehen wir zurück zum Auto und bauen die Räder zusammen, um gleich eine erste Runde zu fahren. Es geht von Cecina nach Guardistallo und über Casale wieder zurück. Cecina zeigt sich wie bei der Anfahrt ziemlich schmucklos in der Innenstadt. Die Fahrt nach Guardistallo ist recht problemlos zu fahren, wenn auch die Hitze schier unerträglich ist. Bei 32°C hätten wir es selbst am Meer nicht besser aushalten können und der Fahrtwind ist ein Segen. Mein persönliches Highlight an diesem Tag ist das Örtchen Casale, dass in ockerfarbenem Glanz in er Nachmittagssonne golden glänzt. Ein typisch toskanisches Steindörfchen, dass mich mit seinem Charme und dem guten Cappuccino in der Bar sofort einfängt.

 

Wieder zurück von der Tour testen wir selbstverständlich auch noch das Meer. So eine Abkühlung nach dem Radeln ist wirklich prima!

 

Auf dem Heimweg vom Strand zum Hotel – also die fünf Schritte, tut sich ein wahres Paradies für mich auf! Ein Schuhladen und zwei Läden mit Klamotten, die am Ende der Saison ihre Bestände loswerden müssen. Es gibt doch irgendwo einen Modegott! Die Enttäuschung folgt leider sofort, denn die schönsten Sandalen Italiens, bekomme ich leider nicht mehr in meiner Schuhgröße… naja die Reise ist ja noch nicht vorbei!

 

Die nebengelegene, aber zum Hotel gehörende Strandbar sieht so einladend aus, dass wir den Abend dort mit Sicht auf das Meer ausklingen lassen. Zum Abendessen haben wir uns entschlossen, im hoteleigenen Restaurant zu bleiben, da dieses mit einer sehr einladenden Karte aufgewartet hat. Um den Tintenfisch, der vorher noch mit mir im Meer gebadet hat, tut es mir etwas leid – aber mit den hausgemachten Gnocchis ist er natürlich nicht zu verachten. Satt und zufrieden geht’s ins Bett. Morgen geht’s mit dem Rad nach Volterra hoch...

 

Toskana, Volterra
Volterra

2.Tag:

Gleich am Morgen des zweiten Tages wartet auch ein Schock auf mich, den ich erst einmal verwinden muss. Wir stehen frühmorgens auf, um zumindest einem Teil der Hitze zu entkommen. Als wir nach einem kurzen Frühstück losfahren möchten und ich vor die Hoteltür komme, zerreißt es mir fast das Herz… Direkt vor der Tür sind nette Italiener dabei, einen großen Wochenmarkt aufzubauen, mit allem, was das Herz begehrt. Leider siegt die Vernunft und wir fahren los, ohne den Markt von Cecina besucht zu haben. Ein wenig tröste ich mich damit, dass in Portoferraio wohl noch ein fabulöser Markt auf mich wartet.

 

Wir fahren derweil mit dem Auto bis Saline de Volterra und stellen das Auto dort ab. Die Räder sind schnell ausgeladen und ohne großes Geplänkel geht es los. Auch hier ist die Auffahrt nicht zu steil. Gäbe es etwas Schatten und Wind, würde ich sogar sagen sehr gut zu fahren. So wird es etwas mühselig und sehr, sehr heiß. Dafür gibt es toskanische Landschaften, raue ockerfarbene Felder, schöne Villen, Pinien und Zypressenalleen zu bestaunen. Es gibt viel zu sehen, das lenkt von der Hitze ab. Der Verkehr ist auf diesen Straßen kaum spürbar. Lediglich ein paar Radler und einige, wenige Autos kreuzen unseren Weg hoch nach Volterra. Die atemberaubende Silhouette von Volterra schon eine Weile im Blick, kommt nun das letzte Stück der Auffahrt in die Stadt. Und da Bergdörfer nun mal in den Bergen liegen, geht es bis zum Stadttor noch einmal ordentlich bergauf. Schon das große, massive Stadttor lässt mich in Ehrfurcht erstarren. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was Menschen früher schon geleistet haben, auch ohne großartige Technologie! Die Einfahrt in die Stadt über die alte Pflasterstraße lässt mich nur vage erahnen, was mich im Innern erwartet. Aber zuerst wird am Brunnen neben dem Stadttor der Durst gestillt. Wie erwartet, bietet sich mit ein Wahnsinnsanblick, als ich auf den großen Platz komme. Helle Steingemäuer aus anderen Zeiten, Kuppeldächer und Spitzdächer. Innerlich verbeuge ich mich vor den Baumeistern, die es damals geschafft haben, so etwas Imposantes hier hinzustellen. Auf der kleinen Tour durch die Stadt tun sich an jeder Ecke neue, tolle Gassen auf. Am Belvedere angekommen kann man von der Stadtmauer einen Blick auf die Stadtsilhoutte erhaschen. Einfach toll! Darauf genehmigen wir uns erst einmal einen Cappuccino al Bar und setzen uns auf die kleine Terrasse und schauen den Touris zu, die sich vor unserer Bar hin- und herschieben. Aber lange können wir nicht verweilen, denn wir möchten uns etwas außerhalb der Stadt ein für die Tour in Frage kommendes Hotel anschauen. Das Hotel Fonti liegt unten am Rande der Stadtmauer und ist schnell gefunden. Wir lassen es uns nicht nehmen, einfach einmal über das Hotelgelände zu schlendern. Der Pool ist sehr einladend, die Zimmer teilweise mit kleiner Terrasse – das ganze Anwesen sehr vornehm. Auf Anfrage dürfen wir dann auch einmal eines der Zimmer und das hoteleigene Restaurant sehen. Alles ist irgendwie schnieke hier. Auf Anfrage erfahren wir, dass für den Zeitraum im nächsten Jahr evtl. schon eine andere Gruppe kommen wird. Wir werden sehen, ob uns ein Aufenthalt im Hotel Fonti vergönnt ist. Ich will es einmal hoffen, denn das wäre ein echtes Erlebnis!

Gassosa, Pizza, Toskana, Volterra, Italien
Pizza und sizilianische Limo snd echt verdient!

 

Nach der Besichtigung geht es aussichtsreich bergab zurück zum Auto. Es macht sich Bewölkung breit. Kaum sind die Räder verladen – wir müssen ja noch weiter bis nach San Vincenzo – kommt ein nicht zu verachtender Regenguss nieder. Nach 50 Metern halten wir direkt an und genehmigen uns in der nebenliegenden Bar erst einmal eine sizilianische Limo und ein Stück toskanische Pizza. So schnell wie der Regen kam, ist er auch schon wieder Vergangenheit. Wir setzen unsere Fahrt fort nach San Vincenzo. Am Hotel Delfino in San Vincenzo angekommen, kann ich mich wieder freuen. Das Hotel direkt am Meer. Was nach dem Auspacken gemacht wird, erübrigt sich zu fragen. Erst einmal testen wir den Strand, das Meer und die Sonne. Alles bekommt von mir das Siegel einwandfrei. Danach geht es auch einen Sprung in die kleine Innenstadt, die auch fußläufig ist. Einige Boutiquen verschiedenster Art, ein paar kleine Restaurants und Gelaterias lassen keine Wünsche offen. Da die Empfehlung auf unseren Wunsch hier Pizza zu probieren, die Pizzeria direkt neben dem Hotel war, gehen wir zum Abendessen dorthin. Zu Beginn etwas skeptisch, sind wir aber danach überzeugt! Die Pizza bianchi mit Walnüssen und Pilzen räumt meine letzten Zweifel auf. Hier kann man Pizzaglück kaufen! Und schon heute weiß ich. Es wird wieder eine weiße Pizza werden beim nächsten Besuch. Müde von dem ganzen Programm geht es heute Abend auch früh wieder ins wohlverdiente Bett. Morgen geht’s ja dann mit dem Zug zurück nach Cecina, um von dort nach San Vincenzo zu fahren.

Auf der Strecke von Cecina nach San Vincenzo
Auf der Strecke von Cecina nach San Vincenzo

 

3. Tag:

Da wir auch heute Einiges vorhaben, geht’s es direkt um 7.30h zum Frühstück. Der Zug wartet bekanntlich nicht, auch wenn er in Italien gerne auch mal verspätet ist. Die 10 Minuten zum Bahnhof sind schnell überwunden und heute ist der Zug auch sehr pünktlich. Wir laden die Räder ein und fahren bis Cecina. Unterwegs erfahren wir vom Schaffner, dass wir hätten auch für die Räder eine Fahrkarte lösen müssen – aber das ist alles nicht so schlimm. In Cecina am Bahnhof angekommen, gönnen wir uns eine kleine Runde durch die Fußgängerzone zum warmwerden. Dann geht’s auch schon los. Die Stadtausfahrt beschert uns natürlich noch einiges an Autoverkehr. Nachdem die Italiener auch wieder arbeiten müssen, war das nicht ganz unerwartet. Schnell wird der Verkehr aber auch wieder weniger. Auch die heutige Tour führt uns durch und an schmucken Dörfchen vorbei.

 

Casale
Casale

In Casale gehen wir nochmals in die Bar Dosaggio Zero und trinken einen wohlverdienten Cappuccino. Der Charme dieses Dörfchens ist so atemberaubend herrlich, dass man am liebsten einfach hierbleiben möchten und den italienischen Herren vor der Kirche beim „schnacken“ zuschauen möchte. Aber wir haben eine Mission und sind in Eurem Auftrag unterwegs, deshalb geht es weiter Richtung Bolgheri, wo wir gedenken eine kleine Mittagspause einzulegen. Die Dörfchen werden immer italienischer und bunter und die Landschaft hält das, was die vielen Bildbände über die Toskana versprechen. Raue Landschaft, ockerfarbene Felder, große Anwesen aus Stein. Nachdem heute auch etwas Wind geht, fällt es etwas leichter die Temperatur zu ertragen. Die Fahrt bis Bolgheri ist nicht zu anstrengend. Trotzdem habe ich Hunger, als ich in dem schmucken Bergdörfchen ankomme. Auch hier hat der Tourismus bereits Einzug erhalten und es gibt mehr Souvenirs als Essbares zu erstehen.

Bolgheri
Bolgheri

 

Wir finden aber dann doch zwischen den Restaurants einen Laden, in dem es selbstgemachtes Brot und verschiedene Arten von Salami gibt. Wir haben beides auf dem Dorfplatz in Gesellschaft von italienischen Damen genossen, die über ihre Ehemänner parlierten – Italien-Feeling pur! Nach einer kleinen Pause laufe ich einmal durch die kleinen Gassen dieses Städtchens. Wie erwartet tun sich toskanische Lederwaren, sprich Handtaschen, auf. Der Vorteil, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist ja, man kann keine Handtasche mitnehmen. Also widerstehe ich der Versuchung. Wir fahren weiter und schauen, ob wir nicht neben der alten Aurelia noch eine kleine Straße finden, auf der wir mit dem Rad zurückkommen. Heute Morgen im Zug erschien es uns so, als ob es eine Art Radweg neben der Zugstrecke geben könnte. Wir finden tatsächlich einen asphaltierten Weg, der aber leider nach ein paar Kilometern in einem Privatgelänge mündet. Also wieder zurück und das letzte Teilstück des Tages auf der alten Aurelia nach San Vincenzo rein. Die Straße ist gut fahrbar, der Verkehr hält sich in Grenzen. Als wir in San Vincenzo ankommen, bin ich aber echt froh und freue mich auf das kühle Nass. Vorher haben wir uns vorgenommen eine der Eisdielen zu testen, die wir gesehen haben. Wir entscheiden uns für einen Granita-Laden, der wunderbare Granita herstellt. Ein Traum! Danach schnell ins Hotel, raus aus den Radklamotten, rein in den Bikini und ab ans Meer. Der Liebste muss noch etwas für die Tour ausarbeiten, also vergnüge ich mich eine Weile alleine mit meiner Zeitschrift und meinem Buch am Wasser. Einige italienische Badegäste sind noch da, keiner von ihnen geht allerdings ins Wasser. Mir egal, mit meiner neuen coolen Sonnenbrille setze ich mich an den Strand und springe auch in die Fluten. Die drei Tropfen Regen, die in den Sand fallen, bemerke ich nur am Muster, dass im Sand entsteht. So ein Bad nach einer Radtour ist doch wunderbar erfrischend. Als es dann genug ist, gehe ich zum Hotel hoch und wir beschließen in der Innenstadt nach weiteren guten Restaurants Ausschau zu halten. Zuerst geht’s in die stylische Hafenbar einen kühlen Crodino trinken. Danach ersteht mein Liebster kurzentschlossen ein neues T-Shirt und ein paar neue Schuhe. Danach lesen wir Speisekarten und können uns nicht so recht entscheiden. Wir landen am Ende im Corsaro nero. Hier scheint der Name Programm zu sein. Werden wir zuerst von einemgrimmigen Chef begrüßt, der aber sofort zugänglicher wird, als er merkt, dass mindestens einer der italienischen Sprache mächtig ist. Nachdem ich meine Wildschwein-Tagliatelle genossen habe, macht sich Bettschwere in mir breit. Gemütlich laufen wir zurück zum Hotel. Einer arbeitet noch etwas an der Planung weiter einer schläft sehr schnell ein. Ratet mal, wer was macht!?!

Stadttor von Populonia
Stadttor von Populonia

4. Tag:

Heute steht nochmal eine spannende Teilstrecke an. Wir frühstücken, packen unsere sieben Sachen und verladen die Räder. Los geht’s nach Populonia Stazione. Wie für uns gemacht stehen kurz vor dem Bahnhof zwei kleine Supermercados, wo wir uns Panini machen lassen und eine Melone mitnehmen. Dann fahren wir in das Dörfchen Populonia hoch. Die Auffahrt ist knackig, dafür haben wir kaum Autos auf der Strecke. Vom Golfo de Baratti noch hingerissen, ist die Auffahrt nach Populonia auch nicht ganz so schlimm. Die Stadt belohnt dann auch gleich mit dem typischen toskanischen Flair. Wir schauen uns etwas um. Auf der Suche nach einem geeigneten Picknickplatz werden wir schlussendlich ein paar Gässchen ab von der Altstadt fündig. Der ruhig gelegene Platz vor der Kirche erscheint uns geeinet – also Populonia-Mission erfüllt. Zu kaufen gibt es auch hier nur Parfum und Mode. Nicht schlecht, aber davon kann man nicht satt werden. Die besondere Herausforderung dieses Tages besteht darin, eine Offroadstrecke nach Piombino zu testen, die lediglich als Wanderweg ausgeschrieben ist. Also los geht’s. Das Anfangsstück lässt mich skeptisch dreinschauen, aber der nette Italiener meinte, es würde eher besser werden. Gerhard fährt ja eh fast alles, ob Tourenrad oder Mountainbike. Mir fällt die Strecke zunehmend schwerer, obwohl zwischendrin bessere Teilstücke sind. Nach 4-5km geben wir auf. Die Strecke ist leider nicht befahrbar und etwas Enttäuschung macht sich breit. Schade, bedeutet das doch, dass es über die normalen Zubringerstraßen nach Piombino reingehen muss. Wir fahren zurück zum Auto.

 

Golfo di Baratti
Golfo di Baratti

Ein Gutes hat das Ganze ja, nachdem das nicht geklappt hat, haben wir Zeit. Wir fahren an den Golfo de Baratti und lassen es uns am schönen glasklaren Meer mit Brötchen und Melone gutgehen. Wir ruhen uns etwas aus und üben uns in Dolce Vita! Nachher geht es noch mit der Fähre von Piombino nach Portoferraio. Piombino kommt dreckig und wenig schön daher. Deshalb stört es mich auch kein bisschen, die Stadt nicht näher anzuschauen. Wir fahren gleich zum Hafen und auf die Fähre, die uns nach Portoferraio übersetzt. Die Überfahrt genieße ich sehr. Tolle Blicke und das weite Meer wirken beruhigend. Nach einer etwa einstündigen Überfahrt erreichen wir den Hafen von Portoferraio. Vom heutigen Tag sind wir beide geschafft. Trotzdem bleiben wir noch etwas am Hafen genießen das beste Eis der bisherigen Tour und laufen durch die Altstadt von Portoferraio. Die Hafenmeile ist sehr ursprünglich und schön. Wir schauen, ob das Gerhard in Erinnerung gebliebene Restaurant noch existiert. Das tut es noch. Zum Abendessen ist es aber noch zu früh. Deshalb geht’s nach der kleinen Besichtigung auch gleich weiter in das etwas außerhalb gelegene Hotel Fabricia, das uns die nächsten Tage beherbergen wird. Wir beschließen diesen Abend zuerst einmal das Hotelessen zu testen und nicht mehr zurück nach Portoferraio zu fahren. Ein Spaziergang über die Anlage offenbart uns einen netten Pool und einen sehr schönen Hotelstrand. In dem Hotel lässt es sich aushalten. Das haben auch zahlreiche betagte Gäste mit uns festgestellt. Abends nach dem Essen gibt es Livemusik und alle Tische sind besetzt. Wir hören uns das Singsang nicht bis ganz zu Ende an, lieber noch etwas schreiben und lesen…

Italien, Elba, Erzabbau
Rote Erzfelsen auf Elba!

5. Tag:

Heute sind wir die „kleine“ Elbarunde 47 km und und ca. 1000 hm gefahren. Gleich nach dem Frühstück gings los. Trotzdem wird es unterwegs wirklich heiß. Gott sei Dank gibt es stellenweise etwas Wind, denn die Auffahrten sind nicht sehr steil, ziehen sich aber ziemlich lang in Serpentinen hoch. Von unserem Hotel geht es zuerst einmal nach Portoazzurro, wo wir den ersten Cappuccino testen. Der Cappuccino ist bedeutend leckerer als im Hotel und mit meinem Spürsinn für schöne bunte Kleider habe ich auch sofort eine tolle italienische Boutique ausgemacht. Leider haben wir weder Zeit, noch Kreditkarte noch Transportmöglichkeiten. Also schwingen wir uns wieder aufs Rad ohne der italienischen Mode Tribut zu zollen. Die Gelegenheit wird sich aber sicherlich noch ergeben! Von Portoazzuro geht die Radtour weiter Richtung Rio Marina. Grüne Pinien, rote Felsen und das blaue Meer begleiten uns auf unsrer Tour durch Elba. Die Steigungen sind angenehm zu fahren, nicht zu steil aber lange. Da kommt es mir sehr entgegen, wenn ich etwas zu schauen habe und der Verkehr nicht so viel ist, wie auf der ersten Teilstrecke am Morgen.

 

 

Italien, Elba, Bergdorf
Rio nell Elba

Im Conad besorgt Gerhard das typische und bereits bekannte Picknick und eine Flasche Wasser. Und diesmal trinke ich auch wirklich einen guten Schluck Wasser mit. Wir befüllen unsere Flaschen neu und beschließen die Steigung nach Rio nell Elba hinter uns zu bringen bis wir uns das Mittagessen gönnen. Runter rollt sichs schwerer besser. Der Anstieg nach Rio nell Elba ist kräftezehrend und nur die Aussicht auf ein Überraschungsbrötchen lässt mich immer weiter in die Pedale treten. In dem typischen bunten und hübschen Ort angekommen, wartet tatsächlich ein knuspriges Brot mit Schinken und Pecorinokäse auf mich. Das wiederum versöhnt mich doch etwas mit der zugegeben aussichtsreichen, wenn auch langen Auffahrt.  Noch schnell einen Espresso al Bar und weiter geht’s. Nach einem kurzen Blick auf die umliegenden Hügel muss ich meine Freude über die Abfahrt noch etwas nach hinten verschieben – es geht noch eine ganze Weile bergauf. Und das auch mit einer ziemlich knackigen Steigung. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie das ist: Mit einem Pecorinobrötchen im Bauch und der Hoffnung nach jeder Serpentinenkurve den Kamm erreicht zu haben. Stattdessen tun sich immer wieder neue Serpentinen mit Steigungen auf, die teils im Schatten, teils in der Sonne hinter uns bringen. Im Kopf spielt sich immer wieder dasselbe Lied bei mir ab: „Brennend heißer Wüstensand…“ Bis er endlich-lange herbeigewünscht- vor uns liegt, der Kamm, sozusagen die Kehrtwende der Radtour. Von jetzt an geht es nur noch ab, ab, ab. Gut fühlt sich der Wind am ganzen verschwitzen Körper an – endlich kühle Luft! Ab und zu schrecke ich aus dem Wohlgefühl auf, weil auf meinem Helm das eine oder andere Insekt seinen letzten Atemzug tut. Nach der langen, langen Abfahrt bin ich auch glücklich, als wir wieder in Portoferraio sind. Auf unserem Heimweg linsen wir noch in ein weiteres Hotel, das wir aber als nicht geeignet befinden. 10 Schritte vor unserer Hoteltür entfernt machen wir dann auch ein Ristorante aus, dass wir abends zu testen gedenken! Jetzt ist es schon 16h und im Hotel müssen noch Pool und Meerzugang getestet werden. Also meine Lieben – die Pflicht ruft!

Elba, Italien, Insel, Küste, Felsen
Zwei Gesichter Elbas

6.Tag:

Der Wetterbericht hat nicht gelogen, als wir aufwachen, schlägt uns eine angenehme Kühle entgegen. Was allerdings auch zur Folge hat, dass es dunkle Wolken gibt und der angekündigte Regen sich bereits nachts seinen Weg gebahnt hat. Erst einmal abwarten, wie das Ganze nach dem Frühstück aussieht. Und mein Bester hatte wohl mit seiner Vermutung recht, dass das Unwetter weiterzieht. Also kann er seine Abschlusstour auf der Insel doch fahren. 75 km und an die 1400 hm an den Küsten Elbas entlang. Ich entschließe mich dazu ausgiebig die Hotelanlage zu testen. Nach seinem Aufbruch packe ich zuerst einmal meine Tasche – das Wetter ist ideal – und weiß gar nicht, wo ich mich zuerst ablegen soll.

 

Ein verlassener Salzwasser-Pool für mich allein
Ein verlassener Salzwasser-Pool für mich allein

Der Pool wie auch der eigene Strand sind praktisch wie verlassen. Zuerst mache ich es mir an der Hotelbar gemütlich und schreibe ein wenig an meinen Berichten weiter. Nach einiger Zeit zieht es mich aber doch zum Strand hinaus, wo ich im immer noch herrlich warmen Wasser ein paar Bahnen schwimme. Trotz der paar Wolken, lässt es sich hier aushalten. Ich beobachte Fähren und Boote und liege auf dem Liegestuhl – Entspannung pur. Nach einiger Zeit hat mich der Entdeckerdrang eingeholt – ich schaue mir die Tennisplätze an, es werden Massagen angeboten und für ganz Mutige gibt es die Möglichkeit sich im wakeboarden, stand-up-paddeln und surfen zu versuchen. Weniger Mutige können sich auch im Boot aufs Meer fahren lassen. Ich verzichte auf all das und drehe nochmals ein paar Runden im Salzwasserpool. Auch hier ist der Andrang der verbleibenden Gäste überschaubar. Nach einigen weiteren Runden und einem kurzen Trockenliegen auf der Hotelliege, entschließe ich mich zu duschen und mich mental auf das Abendessen in der gefundenen Pizzeria einzustellen. Kaum fertig, ist mein Bester auch von seiner Tour zurück und hat seinen schwärmerischen Gesichtsausdruck. Die Bilder, die ich zu sehen bekommen zeigen zugegebenermaßen ein sehr schönes Elba – aber ich bereue nicht, einen freien Tag genommen zu haben. Noch habe ich ja im nächsten Jahr die Möglichkeit, die große Tour mitzufahren, sollte mir danach sein.

 

Der Hotelstrand lädt zum Baden und Beobachten ein.
Der Hotelstrand lädt zum Baden und Beobachten ein.

In der Pizzeria entscheide ich mich, wie der Name schon vermuten lässt, für eine Pizza. Und ich muss sagen, ich werde nicht enttäuscht. So groß, dass ich sie nicht fertigessen kann und so lecker, dass ich sie gerne fertigessen würde… welch ein Dilemma! Die Erkenntnis, dass man in einer Pizzeria am besten auch Pizza bestellt, tröstet über den etwas lieblosen gemischten Salat hinweg. Alles in Allem kann man auch hier gut speisen. Der etwas abenteuerliche Heimweg zu Fuß auf der Straße macht den Tag perfekt. Der nächste Tag verspricht viel, werden wir doch genauestens den Markt in Portoferraio inspizieren. Glücklich, dass die Eckpunkte der Reise nun feststehen schlafen wir in dem fast schon zur zweiten Heimat gewordenen Hotelzimmer ein.

Der Markt von Portoferraio - auch bei Regen einen Besuch wert!
Der Markt von Portoferraio - auch bei Regen einen Besuch wert!

7. Tag:

Der Tag des Check-Outs hält das vorhergesagte Regengebiet bereit. Gut, dass mein Liebster bereits gestern seine Tour gefahren ist. Heute wäre das unmöglich gewesen. Wir frühstücken für das Italienfeeling al Bar und nach kurzem Zusammenpacken und freundlichem Gespräch mit Mario dem „Hausherrn“ ziehen wir Richtung Portoferraio – nicht ohne die Befürchtung, der Markt könnte im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen.

 

Dort angekommen laufen wir gemeinsam über den Markt, wie erwartet findet man dort alles vom guten Pecorino bis hin zu tollem italienischen Schuhwerk. Ich bin fasziniert, wie immer, wenn ich einen Markt in Italien sehe, und kaum zu bremsen. Gerhard entschließt sich den Espresso in der Hafenbar zu testen und gibt mir zwei Stunden Zeit, alles genauestens zu erforschen. Ich sehe schon die Stände, an denen die Italienerinnen sich drängeln, aber deutsches Feingefühl macht sich in mir breit und ich warte geduldig, bis ich an der Reihe bin. Oh, hätte ich doch etwas mehr italienische Lebensweise an den Tag gelegt. Bis ich an der Reihe bin, fängt es an aufs bitterste zu Stürmen und zu regnen. Die guten Händler, die den Italienerinnen schon ihren halben Wagen verkauft haben, packen einfach ein und gehen – und ich stehe ratzfatz auf einem fast leeren Platz. Adieu, du schöne Desigual Handtasche. Dann bekomme ich dich halt nächstes Jahr! Und schon ist die Tour auch wieder zu Ende und wir auf der kleinen Fähre Richtung Piombino, um dann weiter auf einen Zwischenstopp in Genua zu ziehen. In die Freude auf Genua und Südfrankreich (für mich geht der Urlaub ja noch weiter) mischt sich etwas Schwermut, habe ich doch dieses bunte lebendige Italien schon sehr lieb gewonnen. Aber wir sehen uns ja wieder, spätestens im nächsten Jahr!

 

Vielleicht seid Ihr dann ja auch dabei!?!

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Werner Klein (Donnerstag, 06 Oktober 2016 08:49)

    Moin Frau Veit, Herr Veit,

    mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht gelesen, zumal mir die Landschaft nicht unbekannt ist (vor langer Zeit habe ich mit meiner Frau den Segelschein auf Elba gemacht) und werde versuchen mir für den Herbst 2017 einen Platz zu sichern. Für eine Gruppenunterkunft bei Volterra kann ich einen Vorschlag beisteuern, die Villa Palagione, 5 km hinter Volterra, Richtung San Gimignano. Wie werden die Fahrräder von Stuttgart aus denn transportiert? Mit freundlichen Grüßen aus dem Norden der Republik, Werner Klein

  • #2

    Sabrina (Mittwoch, 19 Oktober 2016 16:40)

    Hallo Herr Klein,

    vielen Dank für Ihren freundlichen Kommentar und Danke für den Tipp. Zu unsrer Erleichterung konnten wir in allen uns gewünschtne Hotels ausreichend Plätze reservieren. Sie dürfen also gespannt sein, wenn Sie im Herbst mitfahren.
    Die Räder werden in einem speziellen Anhänger sicher verstaut und transportiert.

    Grüße in den Norden und vielleicht bis zum nächsten Herbst
    Sabrina alias Little Brini

  • #3

    Gerhard Veits (Samstag, 05 November 2016 12:16)

    Die Reisepreise stehen zwischenzeitlich fest: 1.095 € pro Person, Einzelzimmerzuschlag 150 €.